Regie: Raoul Walsh
Die Ballade von John Wesley Harding...
Der Stil von Raoul Walsh ist schnörkellos und geradeheraus. Regisseur
Raoul Walsh bevorzugte für seine Filme schnelle Schnitte und eine
schnörkellose Machart. Trotz der Liebe zu den Actionszenen vergass er
auch nie die notwendige Charakterisierung der Filmfiguren. Neben Henry
King wird er imme rwieder mit dem "americana" Stil in Verbindung
gebracht - die Darstellung einer amerikanischen Gesellschaft, die auf
einfachen und ehrlich zwischenmenschlichen Beziehungen aufbaut. Seine
großen Meisterwerke sind sicherlich die Gangsterfilme "Die wilden
Zwanziger", "Sprung in den Tod" und "Entscheidung in der Sierra" - aber
auch im Westerngenre schuf er mit "Verfolgt", "Sein letztes Kommando",
Herr der Silberminen", "Den Hals in der Schlinge" und "Vogelfrei" schöne
Highlights.
Ab den frühen 50er Jahren bestätigte er sein gutes Können in vielen
routinierten Produktionen - auch seine Western in dieser Dekade können
sich sehen lassen. Zwei davon drehte er mit dem aufkommenden neuen
Superstar Rock Hudson. Sowohl "Mit der Waffe in der Hand" als auch
"Gefährliches Blut" entstanden im Jahr 1953. Letzterer ist eine sehr
freie und aus dramaturgischen Gründen verfälschte Biographie des
Revolverhelden John Wesley Harding, der von 1853 bis 1895 lebte und der
im Gefängnis seine eigene Lebensgeschichte aufschrieb. Walsh bekannte
später, dass er gar kein authentisches Biopic machen wollte, sondern vor
allem zeigen wollte, was den Helden und die Heldin gegenseitig anzieht,
selbst wenn sie getrennt werden. In "Gefährliches Blut" dauert diese
Trennung sogar 16 lange Jahre. Aber vorher wächst John Wesley Harding
(Rock Hudson) als Sohn des Methodistenprediger J. G. Harding (John
McIntire) auf, der auf eine Erziehung der strengen Hand setzt. Wenn
notwendig auch mit Schlägen und Peitschenhieben, wenn die Worte der
Bibel nicht befolgt werden und die Söhne vom rechtschaffenen Weg
abdriften, so wie der junge John, der ein Faible für Spielkarten und
Revolver hat. Als er wieder einmal gezüchtigt wird, verlässt er das
Elternhaus und seine Jugendliebe Jane (Mary Castle), die als Waise bei
dem Predr aufwuchs. Bei einem Pokerspiel zieht der Mitspieler die
Waffe, doch Wes ist natürlich schneller. Aber nur die Bardame Rosie
(Julia Adams), die auch ein Auge auf den attraktiven Gunman geworfen
hat, kann bestätigen, dass es Notwehr war. Er entkommt dem
konföderierten Sheriff, aber nun muss er fliehen - vor den Brüdern des
Getöteten (u.a. Hugh O´Brian, Lee van Cleef) und schließt sich dem
Viehtreck seines Onkels John (ebenfalls John McIntire) an. Ein
tragisches Ereignis macht dann alles noch viel schlimmer...
Nach Jahren der Flucht und dem Untertauchen wird er als friedlich
lebender Farmer schließlich gefangengenommen und das Gericht verurteilt
ihn zu 25 Jahren Haft. Nach 16 Jahren wird er begnadigt und trifft seine
Frau wieder, die die Ranch in Alabama nie aufgegeben hat und inzwischen
einen 16jährigen Sohn (Race Gentry) hat. Auch dieser scheint dem Vater
nachzuschlagen. Er kann irre gut mit dem Colt umgehen. Aus dieser Szene -
dem Wiedersehen zwischen Vater und Sohn - entsteht am Ende noch ein
dramatisches Showdown. Das wahre Leben von John Wes Hardin verlief da
etwas anders. Aber trotz der vielen Zugeständnisse an das Hollywood
Publikum, die auch einen Rock Hudson mit Happyend sehen wollten, gelang
dem erklärten Frauenliebling des 50er Jahre Kinos eine recht
ansprechende Darstellerleistungö. Es gelingt ihm verschiedene Facetten
der Figur deutlich zu machen, eine gelungene Mischung aus Gut und Böse,
was im Hollywood Kino der frühen 50er Jahre gar nicht so oft vorkam -
Hudsin zeigt zum einen den etwas leichtfertigen, träumerischen jungen
Heißsporn, der in seinem Leben Action braucht - zum anderen aber auch
den verantwortungslosen Gunslinger, der mit seinem labilen Verhalten
seine Lieben vor harte Prüfungen stellt. Kameramann Irving Glassberg
wurde von Walsh darum gebeten, eine Farbgebung in Pastell zu machen, er
war kein Freund dieser brillanten Farben und bevorzugte eher zarte und
leichte Farben.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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