Regie: Jack Sher
Jung und unschuldig...
Der Audie Murphy Film "The Wild and Innocent" entstand 1959 und
bekam den seltsamen deutschen Verleihtitel "Morgen bist du dran", der
überhaupt nicht zu diesem eher ungewöhnlichen Western passt. Denn
Regisseur Jack Sher erzählt eine ganz andere Geschichte, es gibt also
kein ultimatives Duell und das übliche Schema vom guten Cowboy und bösen
Banditen fehlt gänzlich. Stattdessen setzt Regisseur Jack Sher auf eine
moralische Komponente. So wird ein junger und unschuldiger Trapper
(Audie Murphy), der noch nichts vom Leben weiß, mit der bitteren
Realität des Stadtlebens konfrontiert - dort wo es auch Kuppelei und
Prostitution gibt.
Yancy heißt der junge Mann und er hat sich als Waise seinem Onkel
Lije Hawks (George Mitchell) und dessen indianischen Frau (Wesley Mary
Tackitt) angeschlossen, um in der freien Natur Biber zu jagen, um von
den verkauften Tierfellen zu leben. Das Leben in der freien Natur hat
seine Reize und in der ersten Szene sehen wir die drei Trapper auf ihren
Pferden, wie sie unbeschwert singen und die Wildnis genießen. Sie
treffen auf ein Stinktier-Pärchen und sagen den beiden "Hallo" und dann
wird munter weiter gesungen. Doch die Zeiten sind schlechter geworden.
Viele Trapper zieht es nach Kalifornien, wo der Goldrausch begonnen hat
und immer mehr Menschen lassen sich in den Städten nieder. Die
Zivilisation verdrängt die gute alte Pionierszeit. Als der Onkel von
einem Braunbären verletzt wird, bleibt Yancy nichts anderes übrig als
die Felle alleine in der Stadt an den Mann zu bringen. Auf dem Weg
dorthin begegnet er einem Vater (Strother Martin), der seine blutjunge,
aber völlig schmutzige Tochter Marcy (Sandra Dee) für gutes Geld an
einen interessierten Mann verkaufen will. Yancy ist schockiert über
diesen Vorschlag und reitet weiter. Doch das Mädchen folgt ihm und so
wird sie seine Begleiterin in die Stadt, sie möchte dort Arbeit suchen.
Yancy ist reichlich naiv und als er die Tänzerin Marcy (Joane Dru) zu
ersten Mal sieht, verliebt er sich sofort in diese schöne, gutangezogene
Lady. Doch eine Lady ist die Marcy natürlich nicht. Sie tanzt nicht nur
im Etablissement von Kiri (Lillian Adams), doch in Wirklichkeit gehört
der verrufene Saloon dem hiesigen Sheriff Paul (Gilbert Roland). In der
Stadt werden Vorbereitungen zum Nationalfeiertag getroffen und Yancy
bekommt auch gleich Ärger mit einigen wilden Jungs, die von dem hitzigen
Chip (Peter Breck) angeführt werden...
Jack Sher (sein bekanntester Film ist "Herr der 3 Welten) hat sehr
viel Wert auf Atmosphäre gelegt, so plätschert die Handlung locker und
amüsant vor sich hin. Dies gibt ihm Gelegenheit einige Stadtbewohner
etwas näher zu skizzieren. So lernt auch der Zuschauer das
Krämer-Ehepaar (Jim Backus und Betty Harford) stellvertretend für die
typischen Bürger dieser Stadt kennen. Mrs. Forbes ist natürlich wie
allen anderen Ehefrauen im Ort der Saloon ein Dorn im Auge und die
Frauen, die dort arbeiten werden zwar geduldet, aber gemieden. Ihr Gatte
ist da etwas nachsichtiger - man kann davon ausgehen, dass einige der
s.g. guten Bürger auch schon mal die Dienste der Damen in Anspruch
genommen haben. Yancy kennt solche sündigen Auswüchse nicht - er ist
aber Feuer und Flamme für die attraktive Frau und merkt gar nicht, dass
Marcy sich in ihn verliebt hat.
Wer sich an der moralischen Note nicht stört, der kann einen sehr
gut aufgelegten und vergnüglichen Western sehen - für mich einer der
sehr guten Audie Murphy Western, der auch hier wieder eine sehr gute
Figur macht. Er mag zwar in Sachen Liebe ein Greenhorn sein, aber der
Junge kann gut mit der Waffe umgehen, was sich im Laufe der Geschichte
noch herausstellen wird. Klar, er ist ja auch ein Trapper und ist mitten
im Wilden Westen zuhause.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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