Regie: Phil Karlson
Im Schatten des großen Vaters...
Der US-Regisseur Phil Karlson drehte in seiner aktiven Laufbahn
mehrheitlich B-Pictures. Sein bekanntester Film ist wahrscheinlich "Kid
Galahad", der Boxerfilm mit Elvis Presley. Im Jahr 1958 bekam er für
seinen psychologischen Western "Duell im Morgengrauen" sehr gute
Kritiken. Die zeitgenössischen Einschätzungen stellten den Hybrid zwischen B-Western und klassischem Edelwestern sogar
als ebenbürtig mit Klassikern wie "Zähl bis drei und bete" oder "High
Noon".
Leider ist der großartig fotografierte Western (Kamera:
Charles Lawton Junior) im Lauf der Zeit in Vergessenheit geraten, was
eigentlich schade ist. Denn Karlson gelang tatsächlich eine großartige
Perle des Genres.
Es ist eine bittere Geschichte über einen Mann,
der den Westen miit aufgebaut hat, der aber erkennen muss, dass er in
den Zahnrädern der Geschichte gefangen ist. Die Zeit hat sich merklich
gewandelt. Es ist auch gleichzeitig die Geschichte zweier ungleicher
Brüder, die beide im Schatten des übergroßen Vaters stehen und sich nur
schwerlich befreien können.
Dabei ist vor allem ein Imagewandel
bei Tab Hunter vorgenommen worden, der in "Duell im Morgengrauen"
eigentlich zuerst den sensiblen, jüngeren Sohn Davy spielen sollte,
jedoch die Chance ergriff den interessanteren Part des arroganten wie
extrem traumatisierten Ed zu spielen, der bei jeder Gelegenheit seinen
Vater übertreffen will, um endlich nicht nur als dessen Schatten
wahrgenommen zu werden. Liebe und Hass sind in der Geschichte
allgegenwärtig.
In der ersten Szene reiten die Brüder Ed (Tab
Hunter) und Davy (James Darren) von der Ranch des Vaters nach Jackson
City in Wyoming. Sie sollen dort einige Männer für den Viehtreck
anwerben, den ihr Vater Lee (Van Heflin) in den nächsten Tagen beginnt.
Unter anderen engagieren sie den Halbindianer Paul Chouard (Bert Convy),
dessen hübsche Schwester Clee (Kathryn Grayson) neuerdings im Ladne von
Purcell Avery (Edward Platt) arbeitet. Beiden Brüdern gefällt die Frau.
Während Ed die junge Halbindianerin anmaßend und plump anmacht, benimmt
sich Davy viel höflicher.
Die beiden reiten zurück zu Vaters
Ranch und der Zuschauer lernt diesen raubeinigen und schwierigen
Großrancher im Umgang mit seinen beiden Söhnen kennen. Er ist besonders
stolz auf den hitzköpfigen Ed, führt aber auch ein hartes Regiment. Die
Söhnen müssen ihren Vater "Lee" nennen und immer wieder misst er sich
mit ihnen als Schütze. Dramatisch wird es als der Treck stattfindet. Ed
benimmt sich mehr und mehr rücksichtslos und versucht sich vor allem mit
dem Halbindianer Paul zu messen. Als beide unbedingt eine weiße
Mustangstute einfangen wollen, kommt es zu einem folgenschweren
Zwischenfall. Ed drängt mit seinem Pferd Paul so rücksichtslos zur
Seite, dass dieser mit seinem Pferd eine steile Klippe hinunterstürzt.
Er ist sofort tot. Dies bemerkt Ed allerdings erst, als er den Mustang
erfolgreich angefangen hat. Zwei Indianer, die als Hilfskräfte beim
Treck mitmachen, sind aber Augenzeugen und haben gesehen, dass Ed Paul
getötet hat. Dieser schildert den Zwischenfall aber als bedauerlichen
Unfall. Dennoch wird Ed vor Gericht gestellt. Es kommt beinahe zur
Mordanklage, doch der durchreisende Pferdehändler bestätigt die Version
von Ed...
Der Film hält durchgehend seine dramatische Atmosphäre und begeistert durch die emotionale Kraft der Geschichte, die etwas von der Kraft griechischer Tragödien vermittelt. Das Schicksal hat es gewollt, dass die Protagonisten in eine ausweglose Lage geraten sind. Die sich immer deutlicher abzeichnende Katastrophe ist nicht mehr aufzuhalten, egal wie die darin verstrickten Figuren auch handeln.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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