Regie: Alfred E. Green
Paso Por Aqui...
Obwohl die Entstehungszeiten der beiden Western "Flucht nach Nevada"
(Regie: Alfred E. Green) und "Missouri" (Regie: Blake Edwards) fast 25
Jahre auseinander liegen, fällt dem Westernfan die Ähnlichkeit der
Geschichten doch sofort auf. In beiden Fällen wird eine Bank beraubt -
und in beiden Fällen sind die/der Täter Cowboys. Im Grunde gute Kerle,
die aus einer Notsituation heraus handeln und mit der Aussicht auf ein
besseres Leben. Den Grund, den der Cowboy Ross McEwen, gespielt von Joel
McCrea, in "Flucht nach Nevada" (Originaltitel: Four Faces West) hat,
kann man bald erahnen. Denn er braucht Geld für seinen Vater, der
möglicherweise seine Farm nicht mehr halten kann und dringend Geld
braucht. 2.000 Dollar will er von Bankier Frenger (John Parrish) als
Kredit, doch dies braucht Sicherheit und die hat der junge Cowboy nicht.
So verleiht er mit dem Colt seiner Forderungen Ausdruck, der Bankier
bekommt sogar eine Quittung und so reitet mit dem Bankier und dem
gestohlenen Geld in die Einöde. Dort muss die Geisel seine Schuhe
ausziehen, dessen Pferd wird verscheucht und während der Bankier zurück
zur Stadt laufen muss, hat Ross einen Vorsprung mit seinem Pferd. Er
muss nur den zug erreichen, der in der Wüstengegend durchfährt.
Als Vorlage für den Film diente Eugene Manlove Rhodes Roman "Öaso Por
Aqui" aus dem Jahr 1926. Dieser Autor war selbst Cowboy und hat einige
sehr gute Westernbücher geschrieben, einige davon wurden sogar verfilmt
wie diese "Flucht nach Nevada", eine Produktion von Harry Sherman.
Natürlich gibts Hindernisse auf der Flucht - so wird Ross McEwen von
einer Klapperschlange gebissen und hat dann auch sichtlich Mühe auf den
fahrenden Zug aufzuspringen. Es hilft ihm aber der etwas undurchsichtige
Mexikanische Spieler Monte Marquez (Joseph Calleia) und im Zug befindet
sich sogar eine Krankenschwester (Frances Dee). Diese Fay Hollister
versorgt die Wunde und zwischen Frau und Cowboy herrscht sofort eine
gewisse Sympathie. Und die Chemie zwischen den beiden stimmt auf Anhieb -
kein Wunder, denn Joel McCrea und Frances Dee waren auch privat ein
Paar.
Inzwischen ist der Bankier auch wieder in der Stadt und hat sofort einen
ersten Auftrag für den neuen Marshall Pat Garrett (Charles Bickford).
Ausserdem bietet er 3.000 Dollar für die Ergreifung des
Bankräubers...tot oder lebendig. Eine Trupp Reiter unter der Führung von
Garrett macht nun Jagd auf McEwen und der bleibt in der Stadt
Alomogordo hängen, wo die Krankenschwester eine Stellung im Krankenhaus
angenommen hat und Monte einen Spielsalon hat. Er findet eine Anstellung
auf einer Ranch, macht eine erste Anzahlung an die Bank auf das zuvor
gestohlene Geld. Doch Garrett lässt nicht locker...
Wieder kommt es zur Flucht, doch diesmal landet der räuberische Cowboy
auf der Farm einer an Diphterie erkrankten mexikanischen Familie.
Überlässt er diese kranken Menschen ihrem Schicksal oder siegt die
Menschlichkeit, was ihn dann doch als guten Kerl auszeichnen würde. Im
Film selbst wird zwar wenig geschossen, aber umso mehr geritten. So
reitet auch die verliebte Fay Hollister eine Zeitlang mit ihrem
flüchtenden Cowboy, gibt ihm aber zu bedenken, dass diese ständigen
Fluchten keine Lösung sind. Möglicherweise muss er irgendwann die Waffe
benutzen, um seine Freiheit zu verteidigen und dann wäre er wirklich
ein echter Outlaw. Sie gibt ihm auch zu verstehen, dass sie - wenn er
sich stellt - auf ihn warten würde. Joel McCrea ist natürlich für diesen
Gangster aus Not mit gutem Herz die ideale Besetzung. Eine wichtige
Bedeutung hat dabei ein Berg mitten in der Wüstenlandschaft, der den
Namen "Paso Por Aqui" trägt. Monte übersetzt dies mit "hier ist man
vorbei gekommen" und dies trifft auch auf den flüchtenden Helden zu. Der
Film lässt sich glücklicherweise viel Zeit für die Figuren. So ist die
Flucht auch immer wieder interessant und wird nicht nach Schema F
einfach nur heruntergespult. Im Gegenteil: Eine Mitreisende (Eva Novak)
mit ihrem vorlauten und frechen Jungen (George McDonald) sorgt immer
wieder für eine gute Prise Humor und auch die Figur des Spielers Monte
bleibt fast bis zuletzt ein Geheimnis. Ein schöner Genrebeitrag
Bewertung. 7 von 10 Punkten.
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