Regie: Jacques Tourneur
Wyatt Earp ist in der Stadt...
Das Städtchen Wichita war zur Zeit des Wilden Westens eine
Bahnstation und damit Endpunkt der Viehtrecks aus Texas. Dadurch boomten
diese Orte, sie zogen viele Cowboys an und die sollten ihr Geld in den
vielen Saloons und Hotels der Stadt wieder loswerden. Für die Bürger
einer solchen Stadt war dies eine beeindruckende Einnahmequelle, da nahm
man auch mal eine Horde voller betrunkener und bewaffenter Männer in
Kauf. Irgendwann wurde der berühmte Wyatt Earp Marshall in Wichita und
Jacques Tourneur machte aus dieser Phase im Leben des berühmten
Revolverhelden einen Film. Sein "Wichita" entstand im Jahr 1955 und
gehört zweifelsohne trotz der starken Konkurrenz anderer Filme zu den
besten Filmen über Wyatt Earp und darf trotz seines B-Movie Charmes im
gleichen Atemzug wie John Fords "Faustrecht der Prärie" oder John
Sturges "Zwei rechnen ab" genannt werden. Obwohl die berühmte Schießerei
am O. K. Corral gar nicht vorkommt.
"Wichita" ist alleine schon wegen seiner Optik (CinemaScope,
Technicolor) ein echter Knaller. Der russischstämmige Kameramann Harold
Lipstein (Colorado, Der Speer der Rache, Pal Joey) war für die
herrlichen Bilder zuständig und es war nicht der erste Ausflug von
Tourneur in den Wilden Westen. Bereits 1946 schuf er mit "Feuer am
Horizont" einen famosen, aber leider vielzu wenig bekannten Klassiker.
Da es im Jahr 1955 einen Golden Globe für die Kategorie "Bestes
Outdoor Drama" gab, gewann "Wichita" diesen Preis, der nur in diesem
einen Jahr vergeben wurde.
Hauptdarsteller Joel McCrae macht eine klasse Figur - auch wenn er
mit seinen 50 Jahren für die Figur des Wyatt Earp viel zu alt ist. Der
echte Earp war als Marshall in Wichita nur halb so alt.
In den ersten Szenen des Films gibt Tourneur Einblick in das Leben
dieser Cowboys, die die Viehtrecks begleiten. Den ehemalige Bisonjäger
Wyatt Earp (Joel McCrea) schließt sich dem Treck des Ranchers Wallace
(Walter Sande) an, begleitet diese auf dem Weg nah Wichita. Denn es
zieht ihn ebenfalls in diese aufstrebende Stadt. Er hat vor, dort
Geschäfte zu machen. Der Eisenbahn-Ingenieur Sam McCoy (Walter Coy),
Bürgermeister Hoke (Carl Benton Raid) und der Saloonbesitzer Black
(Edgar Buchanan) reiben sich bereits im Vorfeld schon die Hände, weil
sie wissen, dass viel Geld in die Kassen gespült wird.
Fast jede Nacht kommt es zu Ausschreitungen. Wenn die Cowboys genug
getrunken haben, ballern sie ohne Sinn und Verstand mit ihren Pistolen.
Die Bevölkerung ist gut beraten, sich im sicheren Haus zu verschanzen.
Bei einem Banküberfall ist Wyatt Earp zur Stelle und kann mit
seinen Schießkünsten alle drei Banditen ins Jenseits befördern. Das
gefällt den Honorationen der Stadt und sie versuchen diesen starken Mann
als Marshall zu gewinnen. Er ist der Idealtyp hier für Gesetz und
Ordnung zu sorgen. Doch Wyatt lehnt zunächst ab und macht McCoys
hübscher Tochter Laurie (Vera Miles) schöne Augen. Dann wird in einer
dieser ominösen Nächte zufällig ein kleiner Junge aus Versehen von einer
Kugel tödlich getroffen. Nun nimmt Wyatt das Gesetz in die Hand -
natürlich ohne Kompromisse. Vor allem verbietet er Waffen in Wichita.
Dies ist für die Bürger auch wieder ein Dorn im Auge, denn mit solchen
striken Verboten zieht es nur wenige Cowboys in die Stadt. Black
versucht Auftragskiller in die Stadt zu holen, die das Problem Wyatt
Earp erledigen sollen. Doch stattdessen bekommt der Marshall
Untersützung von seinen jüngeren Brüdern Jim (John Smith) und Morgan
(Peter Graves)...
Wie in vielen Hollywood-Klassikern dieser Zeit geht auch Tourneur sehr frei mit der Wahrheit um. Eine Laurie hat Wyatt Earp in "Wichita" nie geheiratet, auch wenn dieses Happyend diesen hervorragenden Western beschließt. In einer Nebenrolle als Lauries Mutter ist Mae Clark zu sehen, die zwanzig Jahre zuvor Berühmtheit im Gangsterepos "Public Enemy" erlangte, weil James Cagney ihr dort in einer Szene eine Grapefruit ins Gesicht drückt. Auch Jack Elam ist mit von der Partie, als Bankier soll sogar der spätere Meisterregisseur Sam Peckinpah zu sehen sein.
Wie in vielen Hollywood-Klassikern dieser Zeit geht auch Tourneur sehr frei mit der Wahrheit um. Eine Laurie hat Wyatt Earp in "Wichita" nie geheiratet, auch wenn dieses Happyend diesen hervorragenden Western beschließt. In einer Nebenrolle als Lauries Mutter ist Mae Clark zu sehen, die zwanzig Jahre zuvor Berühmtheit im Gangsterepos "Public Enemy" erlangte, weil James Cagney ihr dort in einer Szene eine Grapefruit ins Gesicht drückt. Auch Jack Elam ist mit von der Partie, als Bankier soll sogar der spätere Meisterregisseur Sam Peckinpah zu sehen sein.
"Wichita" ist einfach, aber extrem effektiv - das Szenario wurde
später auch in Edward Dmytryks "Warlock" wieder aufgenommen. Auch dort
bettelt die Stadt um Beistand eines Revolverhelden, der dann Marshall
wird. Als dieser zu sehr die Geschicke der Stadt bestimmt, stellen sich
die sogenannten guten Bürger gegen ihn. Die Schlußbilder beider Filme
sind aber grundverschieden. Während in "Warlock" Henry Fonda verbittert
die stadt verlässt, nachdem er seinen besten Freund erschoß, reitet in
"Wichita" Wyatt mit seiner Laurie in eine glückliche Zukunft - zuerst
nach Dodge City, dann nach Tombstone. Aber das sind wieder ganz andere
Geschichten.
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